Vier Mikuni-Vergaser, 8,5 Liter Super-Benzin (ROZ 95) auf 100 Kilometer, 4-in-4-Auspuffanlage, hydraulisch betätigte Scheibenbremse vorn, Trommel hinten, zwei obenliegende Nockenwellen (DOHC), Fünfganggetriebe, O-Ring-Kette, 79 PS (58 Kw), von null auf hundert in 4,5 Sekunden, rund 220 km/h schnell, Kick- und E-Starter, 246 Kilo nass, Tropfentank, meist zweifarbig lackiert. Das sind die groben Kenndaten eines der graziösesten Motorräder, die in den frühen 1970er Jahren auf den Markt kamen: die Kawasaki 900 S4 (Z1). Wer sie sich damals leisten konnte – gut vier Facharbeiter-Monatsgehälter mussten damals aufgebracht werden (ca. 7200 DM, entspricht heute ca. 11500 €) -, war King of the Road. Sie ließ alle honorigen Sportwagen jener Zeit mühelos an der Ampel stehen, ganz gleich ob Porsche 911 S 2.4 (7,5 s von null auf hundert), Lamborghini Miura P 400 (6,7 s), Ferrari Dino 246 GTS (7,4 s) oder 365 GT (5,4 s), Iso Grifo GL 400 (6 s), Jaguar E 3.8 (7 s). Zu den ganz wenigen Serien-PKW, die an die Beschleunigung dieser Kawa herankamen, gehörte der Chevrolet Corvette C2 (um 5 s), von dem aber 1972 in Deutschland kaum einer auf den Straßen zu sehen war.
Kawasaki, Teil der Big Four der japanischen Motorradkonstrukteure (Honda, Kawasaki, Suzuki, Yamaha), brachte mit der 900er das erste Big Bike auf den Markt. Mit seinem Tropfentank und seinem geradezu perfekten schlanken Design erschien es als Reminiszenz an die eleganten Kräder der 1930er Jahre. Mit mehr Power natürlich und State-of-the-Art-Technologie. Dass unter der graziösen Dame, die viele Erstbesitzer als ihre große Liebe in Bezug auf Bikes verstanden – und noch heute verstehen -, soviel Power steckte, musste von der Konkurrenz erstmal verarbeitet werden. Die ging her und übernahm einige technische Elemente, doch mit der Nachahmung des Designs tat sie sich lange schwer. Bei Liebhabern gilt die Z1 heute als attraktive Diva der Oldtimer-Bikes über 750 ccm Hubraum. Für manche zählt sie noch immer zu den gelungensten Motorrädern, die je gebaut wurden.
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