Es gibt eine Vielzahl von Büchern über das Wetter und Klima, die sich mit Zustandsbeschreibungen befassen. Ungezählte, auch deutschsprachige Autoren beschäftigen sich darüber hinaus mit den Auswirkungen des Klimawandels. Nicht immer fachlich, nicht immer sachlich, oft journalistisch, politisierend und dramatisierend, nicht selten inexplikativ. Andere – deutschsprachige – Autoren, in der Regel Forscher, die disziplinär vorgehen, ohne die thematische Interdisziplinarität aus dem Auge zu verlieren, widmeten und widmen sich der fundierten Erklärung und verfassen Lehrbücher, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fuβen.
Um einige dieser Autoren und deren Werke kommt niemand herum, der sich als interessierter Laie, Studierender oder Praktiker der – physischen – Geowissenschaften mit Meteorologie, Klima und deren Phänomenen näher befasst oder befassen mag. Joachim Blüthgens Allgemeine Klimageographie, ein rund 720 Seiten starkes, auf schwerem Papier gedrucktes Lehrbuch (1966), gehört wohl ebenso dazu wie das Lehrbuch der Physischen Geographie von Manfred Hendl und Horst Bramer (Herausgeber), das 550 Seiten aufweist, in dem allerdings die Klimatologie nur ein – wenn auch ausführliches – Segment ist.
Auch der Duisburger Horst Malberg, Emeritus (2004) des Instituts für Meteorologie an der FU Berlin, zählt zu den Koryphäen des Explikativen und Lehrreichen, was er nicht nur mit zahlreichen Publikationen und Lehrveranstaltungen in den vergangenen Jahrzehnten nachhaltig unter Beweis gestellt hat, sondern auch mit seinem Lehrbuch Meteorologie und Klimatologie, das nun in fünfter, erweiterter und aktualisierter Auflage vorliegt. Gespickt mit mehr als 200 Abbildungen, über 50 Tabellen, vielen Berechnungsbeispielen und Basisformeln ist es trotz seines Lehrbuch-Charakters und Anspruchs ein sehr lesbares und verständliches Werk auch für den – so Malberg sinngemäβ in seinem Vorwort -, der vielleicht wenig über „physisch-mathematisches“ Formelverständnis verfügt. Womit er Recht hat. Das Buch ist homogen und lesbar verfasst.
Neben „Antworten zu grundsätzlichen Fragen zur Wetterentwicklung, zur Entstehung extremer Wetterlagen, zum Klima und Klimawandel“, so der Autor, nimmt Malberg auch erläuternden Bezug zu manch jüngerem Wetterphänomen, etwa zu El Niño, den Ursachen der Oder-Flut (2002) oder der Hurricane-Saison des Jahres 2005, die mit dem Hurricane Katrina in den USA noch heute Nachwirkungen zeigt. Auch Eingehendes zur Kausalität zwischen Wetter, Witterung und Klima mit den sich in der Tropo- und Atmosphäre abspielenden „Prozessen“ wird veranschaulicht.
Die Kleine Eiszeit, die im Mittelalter stattfand, behandelt Malberg gleichwohl. Ebenso nimmt er die Relevanz der Klimaaufzeichnungen der vergangenen drei Jahrhunderte unter die Lupe und geht auch auf die frühesten bekannten Aufzeichnungen aus Indien (4. Jh. v. Chr.), Griechenland (Erntemessungen, 1. Jh. v. Chr.) und England (14. Jh.) ein, als es noch keine „instrumentelle Beobachtung“ gab.
Malberg behandelt alle relevanten Themen der Materie: Atmosphäre, Strahlung, Luftbewegung, Wolkenbildung und Niederschlag, Luftmassen, Zonen und Fronten, Wetter- und Klimabeobachtung, Wetterprognosen und Prognosemodelle, atmo- sphärische Zirkulationen, Klimaklassifikationen, -schwankungen und -änderungen, lokales Klima, anthropogene Wetterbeeinflussung und Luftverunreinigung. Gerade Letzeres – Anthropogenes – bestimmt die seit Jahren aktuelle, nunmehr durch den UN-Klimabericht wieder an Wichtigkeit zugenomme und an Kontroversen reiche Debatte. Beim Klimawandel, den der Autor als etwas Normales betrachtet, gestützt auf Messreihen und paläoklimatische Ergebnisse – das liest sich deutlich aus diesem Buch heraus – zählen nicht etwaige Empfindungen, wahlperiodisch oder journalistisch vorgetragenes Halbwissen oder bestürzend lächerlich wirkender Aktionsmus mit angezogener Handbremse, sondern Daten und Fakten.
Auch für jene Leser, die sich nicht auf den insgesamten Komplex von Meteorologie und Klimatologie einlassen mögen, ist das Buch von Nutzen, ist es doch so strukturiert, dass einzelne, thematisch geschlossene Kapitel die Lektüre lohnen. Und natürlich auch all jenen, die im Berichterstatter- und Entscheidungswesen beruflich zu Hause sind, sei dieses Buch ein Leitfaden.
Horst Malberg: Meteorologie und Klimatologie. Eine Einführung. Softcover, 400 S.; ISBN 978-3-540-37219-6. Springer, Heidelberg, 2007

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