In The Days Before Rock’n Roll

Greil Marcus, der amerikanische Doyen der Musikkritik und Musikerbiographie, nannte Van Morrison einst einen „mystischen Poeten“, wobei er sich auf die Ende der 1970er Jahre begonnene Phase der Suche nach Erleuchtung bezog. 1990, als Sir George Ivan ‚Van‘ Morrison mit 45 Jahren sein 20. Studioalbum Enlightenment veröffentlichte, war es offenbar immer noch nicht soweit. In der Reihe guter Songs mit eher desperaten Lyrics wie bei So Quiet in Here und dem Titelstück fällt In The Days Before Rock’n Roll besonders auf, erzählt er doch davon, wie er als Kind vor seinem Telefunken-Radio gekniet und die Frequenzen der aufgedruckten Sender von Athen, Budapest über Hilversum bis Luxemburg angesteuert hat. Er zählt in gut acht Minuten auf, wer alles nicht ohne ein Radio dabeizuhaben ins Studio ging: Elvis Presley, Fats Domino, Sonny Rollins, John Lee Hooker und Muddy Waters gehörten dazu. Und er schildert, wie er sich dem Jazz und der neu aufgekommenen Musikrichtung Rock’n Roll näherte. Seine Helden: Little Richard und, vor allen anderen, The Killer – Jerry Lee Lewis.