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Avocado der Sorte Hass | Quelle: avocadosfrommexico.com
AGRARWIRTSCHAFT | Avocado

Avocadobauern rufen nach Protektion

Um die Avocado ist ein Importstreit entbrannt, der vor allem auf Mexiko zielt
Von TOM GEDDIS |
Lesedauer ca. 3 Minuten |
03.06.2025

Die mexikanische Avocado-Industrie sei korrupt und verursache ökologische Degradation, behauptet der südkalifornische Avocadobauer Norman Kachuck der Los Angeles Times zufolge, ohne diesen Vorwurf näher auszuführen. Zu schaffen machen ihm die erheblichen Importe aus Mexiko, die erst durch den 1994 inkraftgetretenen Nafta-Vertrag, dann durch das aktuell gültige Freihandelsabkommen ermöglicht wurden. Die vor gut 30 Jahren aufgrund seines Vitamin- und Mineralstoffreichtums sowie hohen Anteils an ungesättigten Fettsäuren als Superfood gepriesene birnen- bis eiförmige Frucht kann gegenüber ihren kalifornischen Varianten – auch – dadurch deutlich preisgünstiger auf dem US-Markt verkauft werden. Zudem beklagt der ehemalige Neurologe, der rund 16000 Avocadobäume auf geerbtem Familienbesitz bewirtschaftet, die anhaltende Trockenheit in seiner Region sowie die hohen Wasserpreise. Bedenkt man, dass laut der Tropenwaldstiftung Oroverde (Bonn) je nach Sorte und Anbauregion eine Avocadobeere bis zur Erntereife ca. 70 bis 100 l Wasser benötigt, ein Kilo im Mittel bis zu 1000 Liter, verteuern allein die Bewässerungskosten das fetthaltige Obst.

Der Wettbewerbsvorteil Mexikos liegt auch in der natürlichen Verfügbarkeit von Wasser begründet, denn die wesentlichen Anbaugebiete liegen in den niederschlagsreichen Regionen am Pazifik in den Bundesstaaten Jalisco, Michoacan, Nayarit, Guerrero und Oaxaca, deren subtropisches Klima das Wachstum zusätzlich begünstigt. Dadurch können sie früher im Jahr geerntet werden als die aus trockenen Anbaugebieten. Mit zirka zweieinhalb Million Tonnen (2022) ist Mexiko weltgrößter Avocadoproduzent, hauptsächlich der Sorte Hass (Persea americana), gefolgt von Kolumbien (ca. 1,1 Mio t), Peru (ca. 0,9 Mio t) und der Dominikanischen Republik (ca. 0,7 Mio t). Im Vergleich zu 1990 hat Mexiko seine Produktion mehr als verdreifacht, während die ohnehin magere US-Ernte um knapp zwei Drittel auf nur noch 54000 t (2023) geschrumpft ist. Gut 1,26 Mio t werden laut FAO importiert, wobei etwa 90 Prozent aus Mexiko stammen.

Avocadobauer Kachuck | Quelle: Los Angeles Times / Robert Gauthier

Kachuck hat sich weitgehend erfolglos an die dem kalifornischen Department of Food and Agriculture unterstehende California Avocado Commission gewandt, um politisch auf die Problematik einzuwirken. Da auch US-Unternehmen in Mexiko Avocado-Plantagen besitzen, um das Obst in die USA zu exportieren, zudem Anbauer in den niederschlagsreicheren nordkalifornischen Regionen nicht in gleicher Weise wie die südkalifornischen Bauern konfrontiert sind, ist es bislang zu keiner Lösung im Sinne Kachucks gekommen. Auch Kooperativen und Zusammenschlüsse mexikanischer Kleinbauern mit US-Importeuren wurden dabei berücksichtigt. Er würde Trumps Importzölle einerseits begrüßen, fürchte hingegen dessen Ausweisungspolitik gegenüber illegaler Zuwanderung. Sie beträfe auch Arbeitskräfte auf den Avocado-Plantagen, vor allem Erntehelfer.

Dass mexikanische Drogenkartelle inzwischen im Avocado-Business mitmischen, illegal Waldflächen für den Plantagenanbau gerodet werden und sich Kleinbauern mangels ausreichender Unterstützung der Regierung von Präsidentin Sheinbaum und ihrer Vorgänger dagegen wehren, ändert nichts an den natürlichen Wettbewerbsvorteilen gegenüber kalifornischen Avocadobauern wie Kachuck. Den wolle er sich nun auch verschaffen, indem er sich auf die runde, als Reed bezeichnete Sorte konzentriere, von der er bereits 50 Bäume besitze. Diese Sorte werde in Mexiko nicht angebaut.

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