Auf einen harten Winter folgt der Legende zufolge ein heißer Sommer. Der Winter war diesmal schneereich in Deutschland. Von Januar bis März hieß es meist: Ski und Rodel gut. Auch für Autofahrer. Den Kommunen waren zeitweise die Streusalzbestände ausgegangen. Nachschub kam danach nur schleppend oder gar nicht. Von 70 Euro pro Tonne (Oktober 2009) stieg der Preis auf bis zu 220 Euro. Nachdem er, der lange Winter, vorüber war, kamen auf die Kommunen enorme Kosten zu, um die Frost- und Winterschäden, die sich vor allem auf die Straßenbeläge auswirkten, zu beseitigen.
Nun belasten die hohen Temperaturen die gerade instandgesetzten Straßenbeläge erneut. Möglicherweise wird es später aus den Kommunen heißen, es sei ein teurer Sommer gewesen. Bis auf kleine Unterbrechungen ist ja seit sechs Wochen Sommer in Deutschland. Waren die Temperaturen zu Beginn noch einigermaßen moderat und überstiegen kaum die 30 Grad, mit Ausnahme des ersten Juni-Wochenendes, geht das Quecksilber nun schon seit dem WM-Spiel Deutschland gegen Argentinien kaum unter diesen Wert. In den Zoos kühlen Tierpfleger die Dickhäuter mit Wasserstrählen; beim Public Viewing zu den WM-Spielen werden sie in die Menge gehalten. Außer auf dem Dortmunder Friedensplatz. Dort greift die Zensur, denn das Nasse darf nicht auf das weiße Shirt weiblicher Fans. Wet-T-Shirt-Contest auf dem Friedensplatz soll vermieden werden. Manche Fans kühlen sich selbst.
Laut dem deutschen Wetterdienst könnten die Temperaturen örtlich und regional bis auf 40 Grad ansteigen, wobei auch mit Gewittern zu rechnen sei. Den Gastronomen ist das egal. Sie erleben seit Wochen zusätzlich zur WM eine Hausse. Bier und antialkoholische Getränke fließen in Strömen. Wie während des WM-Sommers 2006 und des EM-Sommers 2008 können die eifrigen Kellnerinnen kühles Nass gar nicht so schnell heranschleppen wie es getrunken wird. Die Open-Air-Schwimmbäder sind voll. Schon morgens, spätestens gegen neun. Die Freibäder in Essen etwa, die noch bis vor kurzem Mittagspause eingelegt hatten, um Kosten zu sparen, haben nun von 6-20 Uhr durchgehend geöffnet. Zur Freude der Bevölkerung. Überall in Deutschland ist der kommunale Schwimmbadbetrieb dieser Tage eine Erfolgsstory.
Weniger begeistert sind die Bötchenverleiher an Seen und Flüssen. Während sie ein passables Geschäft bei Sonnenstrahl mit erträglichen Temperaturen machen, darben sie bei diesen tropischen. Wer will sich bei 35 Grad im Schatten und 45 Grad in der Sonne schon in ein Tret-, Ruder- oder Paddelboot setzen? Führte nicht nur zu Hitzschlag, sondern vielleicht auch zu Beziehungsproblemen. Selbst Enten verlassen die Fließgewässer und suchen sich Schatten abseits ihres angestammten Lebensraums. Das will was heißen.

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