Im über Berlin hinaus bekannten Szenestadtteil Prenzlauer Berg gibt es neben den inzwischen zum Klischee avancierten Latte-macchiato-Muttis mit Kind eine Kneipe namens Fengler (Lychener Straße), die zwar mit gelegentlich dürftigen DeeJay-Leistungen aufwartet, aber mit feierwütigem Publikum und günstigen Preisen für Getränke. 2,80 Euro kostet ein halber Liter Pils, zwei Euro ein Tonic Water, zwei Euro ein Standard-Tequila (braun), drei Euro der Añejo 1800 (braun). Selbst in der überschaubaren Dortmunder Innenstadt, in der die Kneipendichte nicht an die von Berlin-Mitte heranreicht, dennoch Konkurrenz herrscht, liegen die Getränkepreise deutlich höher. Vor allem beim Pils.
Berlin zählt weltweit zu den erschwinglichsten Metropolen. Das hat sich längst herumgesprochen. Über 22,3 Millionen Übernachtungen gab es 2011 laut Statistischem Landesamt in der deutschen Hauptstadt, 7,5% mehr als 2010, knapp 26% mehr gegenüber 2008 und sogar über 200% mehr gegenüber 1993, als rund 7,3 Millionen Übernachtungen gezählt wurden. Gut 10.300 „gastgewerbliche Konzessionen“ existierten laut der Berlin Tourismus GmbH im Jahr 2008, verteilt auf zirka 7000 Restaurants, 580 Cafés, mehr als 200 Bars und Diskotheken und 2600 Imbissbetriebe. Letztere haben – so sie nicht auf Döner spezialisiert sind – durchweg die weltberühmte Currywurst (mit und ohne Darm) im Angebot.

Drei Operhäuser, 150 Theaterbetriebe, acht Symphinieorchester, 440 Galerien, 180 Museen und Sammlungen, 100 Kinos mit knapp 300 Leinwänden, 42 Shopping-Center und über 20000 Einzelhandelsgeschäfte – vom Kaufhaus über die Boutique bis zum Taucherausrüster – stehen der geneigten Kundschaft zur Verfügung. Dazu nach offiziellen Angaben um 6700 Taxis. Im Schnitt finden täglich etwa 1500 Veranstaltungen statt, vom kleinen Live-Musik-Act in Speiches Rock- und Blueskneipe (Raumerstraße, Prenzlauer Berg) bis zu Ausstellungen im Martin-Gropius-Bau (aktuell: Dennis-Hopper-Foto-Werkschau). Nirgendwo sonst in der Republik existiert eine derartige Fülle an historischen Gebäuden und Plätzen wie in Berlin, nirgendwo sonst wurde in den vergangenen 20 Jahren so viel gebaut und nirgendwo sonst haben Architekten, Stadtentwickler und -planer in jüngerer Zeit die Chance gehabt, ein Großstadtbild so nachhaltig zu verändern wie es in Berlin-Mitte zu besichtigen ist.
„This city never sleeps“ ist ein seit Jahrzehnten auf New York abzielender Slogan. Er galt schon zu West-Berliner Zeiten für die damals geteilte Stadt, während in Ost-Berlin nach 22 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt wurden. Heute gilt er umso mehr. Nicht zuletzt wegen fehlender Sperrstunde ist Berlin ein Magnet für Nachtschwärmer aus aller Herren Länder.

Die meisten Touristen kamen 2011 aus Deutschland (13,1 Mio.). 6,9 Millionen reisten aus anderen europäischen Ländern an, an erster Stelle aus Großbritannien (ca. 880000), gefolgt von Italien (763000), Holland (702000) und Spanien (699000). Aus den USA kamen 651000, aus Frankreich 523000 und aus Dänemark 459000. Die Volksrepublik China (125000) und Japan (111000) bildeten die größten Kontingente aus Asien, während aus Afrika knappe 68000 Touristen den Weg nach Berlin fanden, woran Südafrikaner den Hauptanteil trugen. Fast 121000 Betten standen den 22,3 Millionen Übernachtungen (2008: 18,9 Mio.) in 800 Hotelbetrieben (2008: 730) zur Verfügung, dazu 3600 Schlafgelegenheiten auf den neun Berliner Kampingplätzen. Während Kamper durchschnittlich 60 Euro/Tag (2008) ausgaben, ließen die Hotelgäste über 230 Euro/Tag (2008) in die lokale Wirtschaft einfließen.

Im Vergleich zu den Tagesgästen (2008: 132 Mio.), die aus anrainenden und nicht weit entfernten Bundesländern in die Stadt kamen und im Mittel gut 35 Euro/Tag (2008) ausgaben, ist das ordentlich. In der Summe machten die Tagesgäste indes fast die Hälfte der Bruttoausgaben von neun Milliarden Euro (2008) aus. 1,85 Milliarden Euro Steuereinahmen wurden generiert, davon allein 1,19 Milliarden an Umsatzsteuern. Die Netto-Umsätze aus dem Tourismus (2008) rangieren weit vor anderen Wirtschaftszweigen in Berlin. Mit erheblichem Abstand folgen die Ernährungswirtschaft und Tabakverarbeitung (6,3 Mrd.), die Chemieindustrie (5,6 Mrd.), der Büro- und Datenverarbeitungsmaschinenbereich (4,9 Mrd.), die Paper-, Druck- und Verlagsindustrie (3,8 Mrd.), der Bausektor (3,1 Mrd.) und der Maschinenbau (2,5 Mrd.).
Mehr als 230000 Menschen (Haushaltsmitglieder inbegriffen) leben vom Tourismus, wobei der Durchschnittsverdienst allerdings klägliche 17200 Euro pro Jahr beträgt. Zum lokalen Volkseinkommen trägt die Tourismuswirtschaft knapp sieben Prozent bei. Unter den deutschen Großstädten und Metropolen ist das ein Spitzenwert. Lediglich das Ruhrgebiet als vergleichbarer, in der Fläche aber fünfmal größerer polyzentrischer Verdichtungsraum (Metropole Ruhr, 4435 qkm, 5,2 Mio. Ew.) kann annähernd mit der Hauptstadt (892 qkm, 3,52 Mio. Ew.) touristisch und hinsichtlich seines kulturellen Angebots mithalten und belegt mit München (310 qkm, 1,38 Mio. Ew.) und Hamburg (755 qkm, 1,81 Mio. Ew.) die Plätze hinter Berlin, gefolgt von Frankfurt/Main, Köln und Düsseldorf.

Im internationalen Vergleich, abseits der Kneipen- und Restaurantpreise sowie Lebenshaltungskosten, belegt Berlin nicht die vordersten Plätze, was Besucherzahlen, Tagungen und Strahlkraft angeht. Tokyo, New York City, Shanghai, Beijing, Hong Kong, Singapur, Mexico City, Los Angeles, San Francisco, London, Moskau, Paris und einige andere stehen hier noch vor. Doch Berlin ist längst aufgebrochen, diesen Metropolen Konkurrenz zu machen. Steigerungen dürften auch in diesem Jahr wieder möglich sein. Von Januar bis Juli 2012 verzeichnete Berlin gut 13,835 Millionen Übernachtungen, elf Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.

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