Mit ihren selbstentlarvenden Äußerungen stapft Jette Nietzard, Bundessprecherin der Grünen Jugend, voran, ihre Altvorderen Ex-Außenministerin Annalena Baerbock und Katrin Göring Eckart zu überholen. Mal wirbt die Nachwuchsfeministin für die Emazipation nicht ausreichend befriedigter Frauen, mal lehnt sie jede Art von verpflichtendem Dienst für die Gesellschaft für ihresgleichen ab und begründet es in ihrem stark individualisierten Satzbau evidenzfrei damit „dass Frauen 40 Prozent mehr unbezahlte Care-Arbeit jeden Tag leisten als Männer (sic!).“

Zum Thema Migration äußerte sie sich nun in der ARD-Sendung Klar ähnlich befremdlich. Auf die Frage der Moderatorin Julia Ruhs, was sie Eltern sagen würde, deren Kinder durch Migranten getötet wurden, fiel ihr als Antwort zunächst nur ein: „Ich finde es dumm, auf die Frage zu antworten.“ Entsprechend fällt ihre doch noch gegebene Antwort aus. In einem Anflug von Geistesblitz bequemte sich die grüne Blondine, hierzu ein Statement abzugeben, das sie mit einer nachdrücklichen Frage einleitete: „Was sage ich den Frauen, die letztes Wochenende umgebracht wurden von ihrem eigenen Vater, was sage ich denen? Das ist keine Debatte.“ Stimmt. Es ist nicht mal der Ansatz einer halbwegs nachvollziehbaren Antwort. Auch verrät sie nicht, wie man mit weiblichen Leichen sprechen oder was man ihnen sagen könnte. Dann bedauerte sie die Ermordung von Kindern, um sogleich zu einem Vergleich anzuheben, der nicht nur hinkte, sondern inhaltlich und grammatisch derart krumm daherkam, dass der geneigte Zuhörer sich hätte fragen können, was man ihr vorher in den Welcome Drink gemischt habe: „Aber Kinder werden nicht mehr von afghanischen Attentätern ermordet als von deutschen Vätern.“
Die Zahlen sprechen dagegen. Laut Ausländerzentralregister lebten knapp 420000 (31.12.2023) Afghanen in Deutschland, der Frauenanteil lag bei zirka 35,5 Prozent. Zum gleichen Stichtag waren gut 972000 Syrer registriert, mit einem Frauenanteil von rund 40 Prozent, sowie 1,55 Millionen türkische Staatsbürger und einer guten Million aus weiteren vorwiegend islamisch geprägten Kulturkreisen. Zum 30.09.2024 waren laut Statistischem Bundesamt 6,8 Millionen nichtdeutsche Männer und 6,3 Millionen nichtdeutsche Frauen registriert. Diese demographische Imbalance führt zwangsläufig zu Konflikten, zumal dann, wenn man zuhause nicht gelernt hat, wie man sich Frauen im westeuropäischen Paradies nähert. Dagegen sind deutsche Männer, von denen es noch 35,04 Millionen gibt, im Vorteil. Ihnen stehen statistisch 36,6 Millionen deutsche Frauen zur Auswahl, mithin ein Überschuss von mehr als 1,5 Millionen. Angesichts dieser in Relation zu setzenden Zahlen kann der Aussage Nietzards zu „afghanischen Attentätern“ und „deutschen Vätern“ eine gewisse Wirklichkeitsferne schwer abgesprochen werden.

Ebensowenig wie der Feststellung der Grünen Co-Fraktionschefin Britta Haßelmann, die sich seit 1989 bei den Grünen engagiert, quasi zur grünen Oma-Generation gehört, und vor zwanzig Jahren – seitdem immer wieder – auf Landeslistenticket in den Bundestag fuhr. In einem Interview mit der Welt meinte sie: „Wir Grüne haben Deutschland sicherer gemacht.“ Der knapp gehaltene Aussagesatz enthält immerhin keine Syntaxprobleme, nur den Schönheitsfehler, dass er auf dem inzwischen voranschreitenden Narrativ beruht, Russlands Präsident Putin wolle ein „großrussisches Reich“ und sich „Europa“ einverleiben. Eine Kostprobe davon gab sie nach der für die Grünen enttäuschenden Europawahl 2024, als sie sich für weitere militärische Unterstützung der Ukraine aussprach. „Und wir hier im Land tragen Verantwortung und unterstützen die Ukraine humanitär, wirtschaftlich und mit Waffen. Wir tun das aus voller Überzeugung, weil wir wissen, dass die Ukraine nicht nur sich und ihre Freiheit verteidigt, sondern auch die Freiheit in ganz Europa.“ Peter Struck (1943-2012), Bundesverteidigungsminister von 2002 bis 2005 unter Altkanzler Schröder, muss wohl semantisch Pate gestanden haben, denn er hatte das längst widerlegte Narrativ in die Welt gesetzt, „die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland“ werde „am Hindukusch verteidigt.“
Das Ergebnis ist bekannt. Von Sicherheit ist wenig zu spüren, viel aber von diffuser Angst. Die kann konkret werden, wie Kriminalstatistiken des BKA für 2024 belegen. So gab es 3495 Straftaten gegen das Leben, 1490 davon verübt durch „ausländische Tatverdächtige“, was 42,6 Prozent entspricht. Gemessen am ausländischen Teil an der Bevölkerung von ca. 13 Millionen zu ca. 71 Millionen Deutschen von gut 18 Prozent sprechen diese Zahlen nicht für Haßelmanns These. Bei Vergewaltigungen, sexuellen Übergriffen – auch auf Kinder – sieht es kaum besser aus. Verbreitet Haßelmann also Fake News, weiß sie es nicht besser oder sind ihre rhetorischen Fähigkeiten auf propagandistische Phrasen begrenzt?

Seltsam erscheint auch die Kritik Wolfgang Niedeckens, Gründer der Kölschrock-Kombo BAP, an hiesigen Radiosendern, in denen bereits grünlinke Standpunkte fast rund um die Uhr gepredigt werden. Niedecken bemängelt, dass nicht genug „Songs gegen Rechts“ gespielt würden. „Die Künstler warten ja eigentlich nur darauf, dass man tatsächlich diese Songs auch spielt im Radio, die dagegen sind“, ließ er sich jüngst vernehmen. „Die Medien müssen dabei mitspielen.“ Der größte noch lebende kölsche Bob-Dylan-Fan, der dies bei der Verleihung der Radio Regenbogen Awards 2025 im badischen Rust äußerte, der sich engagiert bis zum Zwanghaften, ohne sich jedoch „zu inflationieren“, was „ein Kunststück“ sei, belebt also eine Idee wieder, die vielen gesamtdeutschen Radiohörern bereits von 1933 bis 1945 und dem ostdeutschen Anteil sogar bis 1989 auf die Nerven ging. Und falls er bei DLF, WDR, NDR und anderen öffentlich-rechtlichen Sendern dennoch offene Türen eingerannt hat? Wie soll der ans normale Schrift- und Hochdeutsch gewöhnte Radiohörer die Mundartmusiker a la Niedecken oder Grönemeyer verstehen? Dann doch lieber von morgens bis morgens die Niederländer Bots (Nichtsnutz; Aufstehen!) dudeln? Aber nein. Lieber die Comedian Harmonists (Mein kleiner grüner Kaktus). Noch lieber Hannes Waders Heute hier, morgen dort oder Reinhard Meys feinsinniges Gute Nacht, Freunde, gerne auch die Interpretation von Inga und Wolf.

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