Die letzte große Rebellion fand in der autonomen Präfektur Xiangxi, zu der Fenghuang im Nordwesten der Provinz Hunan gehört, von 1854-73 statt. Sie war aus der Provinz Guizhou herübergeschwappt und kostete mehr als die Hälfte der ethnischen Minderheit der Miao und Tujia im Kampf gegen die Armee der Qing-Dynastie (Han) das Leben. 2008 erhielt die schon Jahre zuvor zur touristischen Attraktion gewordene, knapp zwei Quadratkilometer umfassende und gut 300 Jahre bestehende Altstadt von Fenghuang (dt.: Phoenix) Unesco-Weltkulturerbestatus, was den Zustrom an Touristen vergrößerte, wobei Inlandstouristen die Mehrheit stellen. Bisher war der Zugang kostenlos. Seit einer Woche kostet er aufgrund eines Erlasses der Regionalregierung 148 Renminbi (ca. 18 €), für Studenten 80 Renminbi (ca. 10 €), wie China Daily (Online-Ausgabe) heute berichtet. Gemessen an den Einkommensverhältnissen von Normalverdienern, Bauern, Arbeitslosen und Studenten ist das eine gehörige Summe, weshalb die Maßnahme auf viel Unverständnis stößt. Der Protest formierte sich besonders im Netz und veranlasste die Behörden nun, den Eintritt für Studenten ab 20. April auf 20 Renminbi (ca. 2,50 €) zu senken. Gegen eine Gebührenerhebung hatten sich auch Betreiber von Hotels, Tour-Anbieter und Einzelhändler gewandt.
Gründe für die Erhebung einer Gebühr seien laut Cai Long, dem stellvertretenden Chef der Regionalregierung, die aufzubringenden Kosten für den Erhalt der Altstadt, die Reparatur und Instandhaltung der Infrastruktur (Straßen, gfs. Kläranlagen, Wasseraufbereitung etc.) und die Beseitigung des gestiegenen Abfallaufkommens. Wie er laut China Daily erklärte, erhalte die Regionalregierung 40 Renminbi (ca. 5 €) von den Standardeintrittspreisen. Bis Ende 2015 würden drei Milliarden Renminbi (ca. 375 Mio. €) für den Ausbau der Infrastruktur, Substanzerhaltung und „andere Management-Aufgaben“ benötigt. Er wolle am Gebührenprinzip festhalten. Eine solche Summe ist selbst für das Boom-Land China, erst recht für das zu den ärmeren Provinzen gehörende Hunan schwer aus dem Haushaltsvolumen zu schultern. Für eine autonome Präfektur mit rund 400000 Einwohnern und etwa der doppelten Fläche Berlins schon gar nicht. Dennoch scheint die Erhebung von Zugangsgebühren bei einigen Kleinunternehmern nicht gänzlich auf Ablehnung zu stoßen. Manche erhoffen sich tatsächlich Verbesserungen, die allen zugutekommen. So der Hostel-Betreiber Gong Fuyun, der China Daily gegenüber die Hoffnung äußerte, dass die Erhebung von Eintrittspreisen „positive Veränderungen“ bringen möge.
Bleibt zu hoffen, dass die Regionalregierung nicht auf die unsägliche Idee kommt, das Geld in den Bau von überteuerter Übernachtungsinfrastruktur zu investieren. Rebellionen werden selbst von ethnischen Minderheiten in der Provinz und deren Unterstützern inzwischen übers Netz initiiert. Dass das Weltkulturerbe in seiner Substanz zu erhalten ist, muss den Gebühreneinsammlern klar sein. Sonst käme bald niemand mehr, um zu gucken.

GEOWIS