Skip to content
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ | DeepSeek

DeepSeek schreddert Investitionen bei KI-Platzhirschen

Das chinesische KI-Start-up DeepSeek verspricht, eine ernsthafte Konkurrenz zu den Modellen des Westens zu werden und der chinesischen Volkswirtschaft nachhaltig zu dienen
Von DOROTHEE BERGMANN |
Lesedauer ca. 4 Minuten |
03.02.2025

Man kann von einem Branchen-Crash sprechen. Innerhalb nur eines Tages hat das chinesische KI-Start-up DeepSeek aus der Zehn-Millionen-Metropole Hangzhou in der Provinz Zhejiang weltweit Aktienwerte von rund drei Billionen US-Dollar vernichtet und damit ein Mehrfaches an finanziellem Schaden angerichtet als die Terroranschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001. Allein bei dem eben noch gefeierten Unternehmen Nvidea vernichtete die spezifikatorische Vorstellung von DeepSeeks R1 Werte von ca. 590 Milliarden Dollar, somit fast 20 Prozent. Arg gebeutelt wurden auch ChatGPT, OpenAI, die KI-Sparten von Meta, Google, Apple, Siemens sowie etliche weitere.

Vorausgegangen war dem Ungemach ein für DeepSeeks R1 schwärmender Tweet des Investors Marc Andreessen auf Elon Musks Plattform X, indem er von einem der „beeindruckendsten Durchbrüche, die er je gesehen habe“ sprach. DeepSeek, 2023 gegründet und bisher ausschließlich von dem 2015 von drei Ingenieuren der University of Zhejiang ins Leben gerufenen Hedgefond High-Flyer finanziert, sei zwar nicht besser als die KI von ChatGTP, aber sie sei zu weit geringeren Kosten entwickelt worden. Die Rede ist von 5,6 Millionen Dollar. Im Vergleich mit den Platzhirschen vor allem aus den USA, die ein Zehn- bis Xfaches an Entwicklungs- und Weiterentwicklungskosten ausgeben, erscheint dies geradezu als Kleingeld. Zudem weist DeepSeek laut veröffentlichter Unternehmensangaben in etlichen Bereichen bessere Werte auf als man sie bei anderer OpenSource-KI vorfindet. DeepSeek kommt an. Im US-App-Store von Apple setzte DeepSeek sich an Position eins der kostenlosen Apps. Die EU ist alarmiert. Eine erste Abwehrstrategie wendet Italien an, indem es die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen gemäß DSA überprüfen möchte. Kurzerhand zog DeepSeek seine App dort zurück und will dem Ansinnen binnen der einmonatigen Frist nachkommen.

DeepSeek kommt für China wie gerufen, sieht sich das Land in vielen zivilen Technologiefeldern zumindest auf Augenhöhe mit dem Westen, etwa in umwelttechnologischen Bereichen wie der Solar- und Windenergie, der Hochgeschwindigkeits- und der Elektromobilität. Gegenüber den KI-Modellen des Westens macht es ihm nun in einem weiteren Konkurrenz. Darum aber geht es erst in zweiter Linie. Mit DeepSeek ist China auf dem Weg, seine Import- und Lizenzabhängigkeit einer weiteren Schlüsseltechnologie zu verringern. Diesen Weg waren bereits die sogenannten ehemaligen Vier kleinen Tiger Japan, Südkorea, Malaysia und Singapur vor mehr als 70 Jahren erfolgreich gegangen. Seit drei Jahrzehnten geht ihn konsequent China, sozusagen der große Tiger.

278 heimische Unternehmen zählt DeepSeek laut China Daily bereits zu seinen Unterstützern und Anwendern. „DeepSeek hat einen neuen technologischen Pfad für große Sprachmodelle eröffnet, die nicht von High-end Chips (…) abhängig sind“, so Pan Helin, Mitglied des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie.

Der neue Konkurrent auf dem globalen Markt der Nivellierung des individuellen Denk- und Kreativitätsvermögens wird seit der enormen Aktienwertnichtung ernstgenommen. Seit vergangener Woche setzt auch Nvidea R1 für seinen NIM Mikroservice ein. Microsoft, bislang ein wichtiger Investor bei OpenAI, bietet in seiner Azure Cloud Unterstützung für DeepSeek an. Wichtiger ist der Firma aus Hangzhou jedoch, wie es sich in China entwickelt. Huawei hat bereits eine Zusammenarbeit mit seiner Ascend Cloud publiziert, wie auch die heimische KI-Schmiede SiliconFlow.

Geowis Logo Klein

GEOWIS