Im Mittelpunkt steht das altehrwürdige Stockholmer Restaurant Royal Djurgård, das rudimentär noch von schwedischem Adel, lokaler Oberschicht und Nazi-Sympathisanten frequentiert wird, aber nun aus der Zeit gefallen scheint und ums Überleben kämpft. Es ist Kriegsende in Europa, so auch in Schweden. Die Menschen versammeln sich auf Stockholms Straßen und feiern es. Mittendrin Nina Löwander (Hedda Stiernstedt), Tochter von Restaurantbesitzerin Helga Löwander (Suzanne Reuter). Sie trifft im Gedrängel zufällig auf den aus der verarmten Arbeiterschicht stammenden Calle (Charlie Gustafsson), der auf dem Weg zum Antritt seiner neuen Stelle als Hilfskoch im Restaurant ihrer Mutter ist, und verliebt sich auf der Stelle in ihn. Der älteste Sohn, Gustaf (Mattias Nordkvist), ist als Restaurantleiter (Källarmästere) überfordert, der jüngere, Peter (Adam Lundgren), kehrt mit Suzanne (Hedda Rehnberg) aus dem Krieg zurück. Suzanne, die im Konzentrationslager überlebt hat, stößt auf Ablehnung bei Gustaf und Helga, weil sie Jüdin ist.
Calle hat es zu Beginn schwer unter Küchenchef (Köksmästere) Stig Backe (Peter Dalle) und Koch Holger, der ihn sabotiert. Er erträgt jedoch sämtliche Demütigungen, während er die Kaltmamsell Ethel (Anna Bjelkerud) und deren Assistentinnen, besonders Sonja (Malin Persson), hinter sich weiß. Er ist fleißig, kreativ und hilfsbereit. Oberkellner Bellan (Rasmus Troedsson), alte Schule mit Kleiderbügel im Kreuz und zusammengepressten Lippen, dirigiert ein Ensemble von Kellnerinnen, darunter Maggan (Josefin Neldén) und Lilly (Karin Franz Körlof). Der zwielichtige Ragnarsson (Göran Ragnerstam) beliefert die Küche mit Lebensmitteln und erweist sich als ausgebuffter Schwarzmarkthändler und rücksichtsloser Personalbeschaffer.
Nahezu sämtliche die Serie tragenden Charaktere werden in der ersten Folge vorgestellt. Alle entwickeln sich von nun an durch die 31-Stunden-Geschichte, die am 7. Mai 1945 beginnt und bis in die 1970er Jahre erzählt wird. Das Restaurant ist ihrer aller Schicksal. Nina möchte es in die neu angebrochene Zeit überführen, indem sie es zu einem Klub umbaut; der wenig selbstbewusste Gustaf fühlt sich ständig an den Rand gedrängt und verstrickt sich in Ragnarssons Geschäfte; Helga geht es um Traditionswahrung und Familienzusammenhalt; Peter bewegt sich mal auf der einen, dann auf der anderen Seite, bis er sich für eine Abkehr von seinen Überzeugungen entscheidet.
Helga geht es um den Fortbestand des Restaurants, an dem sie den größten Anteil hält, während die Geschwister gleichberechtigt beteiligt sind. Anteile an Außenstehende zu verkaufen, kommt nicht in Frage. Doch es kommt zum Streit darüber, der zu Verwerfungen führt. Verhaftet in Traditionen, indes die Zukunft vor Augen, sieht sie ihr Lebenswerk gefährdet und ist entschlossen, dies nicht zuzulassen. Sie trifft kluge Entscheidungen, erträgt Rückschläge und erweist sich lange als Fels in der Brandung.
Alle zahlen über die Jahre einen hohen Preis für die Suche nach dem Glück. Jeder Fehler, jedes Missverständnis, jede Entscheidung, jeder Zufall und jede Unterlassung zieht Konsequenzen nach sich. Eifersüchte, Neid, Zynismus, Zwietracht und Misstrauen entfalten sich. Wer den ersten Sieg erringt, hält sich für den Gewinner, verliert hingegen letztlich, weil der Verlierer seine Niederlage verkraftet und zum Gegenschlag ausholt. Niemand außer dem bescheidenen wie bodenständigen, unbeirrbaren und verantwortungsbewussten Calle scheint das Richtige zu tun. Als er durch den Tod seiner Mutter enorm auf die Probe gestellt wird, ist er in der Lage, auf das ihm Wichtigste, Nina, zu verzichten. Beide treten wissentlich in ein Leben ein, das sich für sie als falsch erweist. Doch nicht nur sie. Auch Peter und Gustaf ereilen unerwartete Veränderungen in unterschiedliche Richtungen und Orientierungen.
Die sich im Restaurant und außerhalb abspielenden großen und kleinen Dramen, die Intrigen und überraschenden Wendungen, Verrat, Gemeinheiten, Situationskomik, vor allem aber die Entwicklung der persönlichen Geschichten der Charaktere vor dem Hintergrund der Aufbruchstimmung im Nachkriegsschweden, in dem von einer gerechteren Welt geschwärmt wird, und die herausragenden schauspielerischen Leistungen der rund 15 Haupt- und etlichen wichtigen Nebendarsteller (s. Titelbild) haben The Restaurant, Originaltitel Vår tid är nu (dt.: Unsere Zeit ist jetzt), in Schweden zur Kultserie aufsteigen lassen.
Die Serie lässt kaum eine wichtige Entwicklung des schwedischen Gesellschaftsrahmens aus, etwa das Erstarken der Gewerkschaften, der Sozialdemokraten unter Tage Erlander (Michael Petersson) bis zum jungen Olof Palme, das Streben nach Gleichberechtigung der Frauen, gleichgeschlechtliche Beziehungen, Umweltbewegung, Traum von der klassenlosen Gesellschaft, Widerstand gegen Atomwaffen und Vietnamkrieg sowie schwedischer kommunistischer Untergrund; oder das schwedische Wirtschaftswunder, die Musik aus drei Jahrzehnten – Jazz, Rock’n Roll, Beat, Soul und Rock, nebst einem Auftritt von Jimi Hendrix.
Dabei kann die überzeugende schauspielerische Leistung der Akteure kaum hoch genug eingeschätzt werden. Nichts wirkt gekünstelt, ganz gleich ob Lilly mit einem Orangenstück im Mund redet, Maggan kellnert, sich empört, bei der Gewerkschaft beschwert oder sich demütigen lässt, Helga sich niveauvoll streitet oder Gustaf seine Wut unterdrückt oder den übergangenen Bruder verkörpert. Hinzu kommt bei allen ein der Zeitspanne und den Figuren geschuldetes hohes Maß an Wandlungsfähigkeit. Nina durchläuft mehrere Phasen der Hochstimmung und des körperlichen wie seelischen Absturzes; Gustaf gibt den strikten Restaurantleiter ebensogut wie später den vom Christentum beseelten Missionar; Peter nimmt man die Rolle des hinterhältig-kaltblütigen Lügners genauso ab wie des sympathischen Sohns.
Das sprichwörtliche Salz in der Suppe wird in jeder Staffel von mehreren prominent besetzten Nebenfiguren geliefert. So glänzen der während der Dreharbeiten verstorbene Björn Granath in der Rolle des schrulligen wie vergesslichen Weltkrieg-I-Generals August Drugge („Ich sitze hier seit 1815“) und dessen Gattin Blancheflor (Marika Lindström) in stetem Begehren nach ihrem Stammtisch und einer Extraportion rationierten Alkohols im Dessert oder Kaffee. Auch die mit guten Absichten am Restaurant interessierte Henriette Winter, gespielt von der als Kommissarin Lund bekannt gewordenen dänischen Schauspielerin Sofie Gråbøl, der temporär eine der Hauptrollen zukommt, reiht sich nahtlos in das außergewöhnliche Ensemble ein. Wie auch Hannes Meidal in der Rolle des Philippe Goldstein, der zudem in akzentfreiem Französisch parliert, oder Caroline Söderstrom, die als Gustafs Frau Astrid dessen Abstürze ertragen muss.
The Restaurant bietet eine außergewöhnlich gelungene Zeitreise, die durch zahlreiche Details in der Ausstattung authentisch vermittelt wird. Steifer Mode wie Frack, Kostüm mit Hut und Korsett stehen Petticoat, Sommerkleid und bald auch Jeans und Parka gegenüber. Automobile der 1940er Jahre werden nach und nach von aus den USA sowie dem europäischen Kontinent importierten Modellen verdrängt. Man erfährt, wie es den ersten Gastarbeitern erging, die erste lichtreflektierende Diskokugel nach Stockholm kam, Pizza, Champignon-Toast und Bouillabaisse in die schwedische Küche gelangten und dass ein Rösti als Liebeserklärung wirken kann. So wie sich dank Calles und Ninas Einfallsreichtum die Speisekarte des Djurgård, hart verteidigt von den Traditionalisten Gustaf, Backe und Bellan, verändert, ergeht es auch dem Restaurant.
Nach 28 Folgen sind die über drei Generationen reichenden Entwicklungen der Charaktere auserzählt, wenngleich nicht alle Details insbesondere zu Calle und Nina. Diese werden in den vier Episoden der letzten Staffel zur Erhellung nachgeliefert, die im Jahr 1951 spielen. Eine fünfte Staffel wird es nach Aussagen zweier Protagonisten nicht geben. „Ich glaube, im letzten Bild werden Sie spüren, dass dies das Ende ist“, sagte Hedda Stiernstedt in einem Interview mit der schwedischen Zeitung Aftonbladet „Es ist klar, wir schließen die Tür“, ergänzte Charlie Gustafsson. Die Serie wurde (auf Arte) bislang nur auf Schwedisch – mit weitgehend gelungener deutscher Untertitelung – ausgestrahlt.