Wenn man unter die Fittiche eines genialen Produzenten gerät, stehen die Chancen für ein erfolgreiches Debüt meist nicht schlecht. Bei The Fixx funktionierte das nicht, obwohl sie den begnadeten Toningenieur Stephen W. Taylor und den zur Avantgarde britischer Pop- und Rockmusik zählenden Musiker und Produzenten Rupert Hine zur Seite hatten. Hine galt neben Brian Eno und einigen anderen schon damals als Superhirn, was sich in den Alben Pick Up A Bone (1971) und Unfinished Pictures (1973) in seiner Zusammenarbeit mit David MacIver ebenso nachhören lässt wie beim Projekt Quantum Jump (1976-79) mit Steve Nye und Trevor Morais. Die Single The Lone Ranger und die Alben Quantum Jump (1976) und Barracuda (1977) unterstreichen das.
Dennoch war dem ersten Album von The Fixx, Shuttered Room (1982) kaum Genialität anzumerken. Auch dem zweiten, Reach The Beach (1983) nicht, das aber erfolgreicher als das Debüt war. Sogar erfolgreicher als das dritte, Phantoms (1984). Letzteres aber gilt als das beste Album der Band, strotzt es doch vor Genialität, nimmt überhaupt keine Rücksicht darauf, ob es radiotauglich sei und ist es plötzlich. Zumindest teilweise. Hine, bis dahin nicht bekannt für Hits, abgesehen von The Lone Ranger, fliegt nun Less Cities, More Moving People um die Ohren. Kaum ein Radiosender, der das Lied nicht täglich rauf und runter spielte, kaum ein Klub, in dem es die Leute nicht auf die Tanzfläche beförderte. Das Stück war kein Pop, aber riss mit. Es bewirkte sogar, dass auf der Tanzfläche in dessen Rhythmus gestampft wurde.
Gleichwohl rückte es das Album in den Fokus, mit dem in aufgeschlossenen Klubs arbeitende Deejays ihr Publikum erfreuten. Woman On A Train und In Suspense, sicherlich keine reinen Dancefloor-Stücke, wurden aufgelegt und betanzt, wobei ersteres in einschlägigen Klubs und für zu Hause geeignet war, es zugekokst oder zugeraucht zu genießen. Natürlich von in Selbstmitleid oder Fassungslosigkeit verharrenden Männern, denen gerade mal wieder die einzig wahre Frau begegnet war und schwuppdiwupp wieder entschwand.
Die eher existenzialistisch ausgerichteten Stücke Are We Ourselves, Question, I Will, Phantom Living und Facing The Wind sind gut genug für den Ausklang der Nacht im Irgend- oder Nirgendwo. Weshalb sie so wertvoll sind, denn sie ignorieren den Dancefloor und den Mainstream. Erst recht ignorieren sie das Musik-Feuilleton zur damaligen Zeit. Wie das Debüt von The Cars gilt Phantoms heute als Klassiker und Must-have-Album. Ähnliches ist der 12“-Maxi-Single Secret Separation zuteil geworden, die 1986 erschien und vom weniger erfolgreichen Album Walkabout ausgekoppelt wurde. Sie überzeugt durch ein mehrminütiges, sich rigoros steigerndes Gitarrenspiel, das einem die Trommelfelle strapaziert, wenn man nicht permanent die Lautstärkeregler der Steigerung des Spiels anpasst. Single (7“) und Maxi (12“) von Secret Separation gelten heute als gesucht. Wer fündig wird, sollte darauf achten, dass er bei Lautsprechern oder Kopfhörern über ausreichend Impendanz und Watt verfügt. Sonst kann es geschehen, dass die Dinger schlapp machen. Oder die Gehörgänge.
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