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Juicy Bar, Dortmund
DORTMUND | JUICY BAR

Raum ist in der kleinsten Hütte

Mit einem Benefiz-Konzert am 21.12. zu Gunsten an Leukämie und Tumoren erkrankter Kinder beschließt das Café Juicy Bar seine diesjährigen Kulturveranstaltungen
Von UWE GOERLITZ |
Lesedauer ca. 6-7 Minuten |
18.12.2012

Die Juicy Bar, seit gut anderthalb Jahren in Dortmunds Kaiserstraßenviertel in der lokalen Café-Szene etabliert und seit der Einführung ihres Juicy Wednesday auch ein Ort für Kulturveranstaltungen in überschaubarem Rahmen (Konzerte, Lesungen), bietet zum Abschluss dieses Jahres vor den Feiertagen ein Benefiz-Konzert der außergewöhnlichen Art. 17 Musiker aus Dortmund und der näheren Umgebung geben sich ein Stelldichein für eine Melange aus verschiedenenen Stilrichtungen. Dave & Wibke Jackson warten mit Bluesrock auf, Frank Scheele und Hans Wanning bedienen Jazz-Liebhaber.

Claudia Rudek | Pressefoto

Zur Melange des Benefiz-Konzerts gehört auch der Singer-Songwriter Stefan Bauer, der in seinen Songs die deutsche Sprache bevorzugt, sie auf höchst angenehme Weise hochhält und so durchaus als einer der legitimen Nachfolger des Grandsegnieurs dieses Genres und Berliners Klaus Hoffmann gelten kann. Zu erwarten sind Songs aus Bauers – muss man einfach sagen – wunderschönem Album Die Welt aus einem Meer von Licht. Stimme und Akustikgitarre sind zwar fürs gran concierto geradezu prädestiniert, passen indes genauso in die kleinste Hütte. Singer-Songwriterin Claudia Rudek, kein Ruhri, sondern geborene Hessin aus Mörfelden-Walldorf und hier angekommen, hat ähnlich wunderbare Songs im Repertoire (Temptation; Worry). Ihr Sound erinnert an die Americana-Folksinger der 1960er bis späten 2000er Jahre (z.B. Joan Baez; Eilen Jewell). Mit von der Partie ist auch Saxophonistin Kerstin Fabry (Herne/Dortmund), die ihr Musikstudium in Dortmund absolvierte und ihr Instrument von Jazz bis Pop einzusetzen vermag.

Auch der überregional geschätzte Posaunist und Funk-Jazz-Rock-Musiker Alexander Giffey (My Funny Valentine), der wie alle anderen die große Bühne kennt, begibt sich auf die kleine in die Juicy Bar und tritt gemäß des Themas und des Prinzips von Juicy-Bar-Inhaberin Edytha ohne Gage an. Dafür wird es wohl Smoothies ohne Ende geben. Sängerin Nelly Köster (Münster/Dortmund), die bereits als Theater-Regisseurin und Schauspielerin reüssierte und mit trioWANDA eine außergewöhnlich einfühlsame Interpretation von Take On Me der norwegischen Band a-ha eingespielt hat, tritt ebenso auf wie Instrumentalist Thomas Hecking (Blauraum, Essen), der Auszüge aus seinem Musik-Kabarett bietet.

Alex Giffey | Pressefoto

Zum Prinzip von Inhaberin Edyta Gronert, die im Kaiserstraßenviertel mit ihrem Engagement – und vielen freiwilligen Helfern – ein wenn auch noch schwierig zu bewerkstelligendes kulturelles Gegengewicht zum nur 300 Meter weiter östlich gelegenen Kaiserbrunnen darstellt, in dem zu vorgerückter Stunde die Rechenkünste des Personals schon mal Schiffbruch erleiden können – gehört, dass keine BVB-oder andere Fußballbegegnungen anzuschauen sind. Die Juicy Bar verzichtet auf Fernsehgeräte. Und auf Alkoholausschank. Stattdessen gibt es den „besten Kaffee weit und breit“, wie mancher Gast unumwunden zugibt, jede Menge Säfte, Tees, Leckereien und auf Wunsch Gerichte, etwa Suppen, aus Muttis und Großmuttis Küche und der Kinderstube – Milchreis mit Zimt oder Früchten, beispielsweise. Aber auch Borscht, wenn man rechtzeitig vorbestellt.

Für Kräftiges sind bei diesem Event Rocco Wiersch und Jan Fürschke zuständig. Die beiden mehr dem Rock zugewandten Musiker könnten das im Prinzip kulturoffene Kaiserstraßenviertel-Anwohnertum möglicherweise auf deren Toleranzbereitschaft testen. Zu hoffen ist, dass es aus dem Niedergang des einst so lebhaften – angrenzenden – Ostwall-Areals, das dortige Anwohner leblos geklagt hatten, etwas gelernt hat. Im Segment Pop treten Dita Kosmakova und Philip Ritter (Dortmund) auf, wie auch Julia Knubbe und Johannes Hemsing. Knubbe, die an diesem Abend noch mit Nils Kortmann singt und abseits dieser Veranstaltung zum Ensemble der Musik-Revue Nachttanktstelle¹ gehört, in der sie eine frivol bekleidete Prostituierte spielt, verlegt sich an diesem Benefiz-Abend auf Pop-Interpretationen der mittleren und jüngeren Vergangenheit. Mit Nils Kortmann etwa wird sie das Stück Christmas Lights von Coldplay bringen. Mit Johannes Hemsing ein Cover von Beyoncés Ave Maria, eine Interpretation von Bon Jovis Cover des alten Charles-Brown-Hits Please Come Home For Christmas und Carol Kings You’ve Got A Friend.

Insgesamt sind rund drei Stunden Musik zu erwarten. Der Eintritt ist nach gegenwärtigem Kenntnisstand frei. Es wird um Spendenbereitschaft gebeten. Die Spenden werden gemäß Edyta Gronert ohne Abzug dem Dortmunder Elterntreff leukämie- und tumorerkrankter Kinder e.V. zukommen.

Ort des Geschehens: Juicy Bar Café & Patisserie, Kaiserstraße 54, 44135 Dortmund. Beginn: 19.00 Uhr, Freitag, 21.12.2012. Begrenztes Platzangebot.

¹ Eine Musikrevue von Franz Wittenbrink unter der Regie von Barbara Müller. Musikalische Leitung: Oleg Bordo. Mit Kai Bettermann, Marc Gruß, Judith Grytzka, Nicolas Handwerker, Julia Knubbe, Dorothee Schickentanz, Darius Sobhan-Sarbandi, Betty Stöbe. Theater Fletch Bizzel, Humboldtstr. 45, 44137 Dortmund. Nächste Vorstellungen: 22.12. (20 Uhr) und 23.12.2012 (18 Uhr)

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