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John O'Neill mit Maske seines Vorbilds (Köln, 2.04.2025) | Xiang Chen
TRIBUTE BAND

Absolute Bowie – Die Legende lebt weiter

Nicht viele Tribute Bands können sich mit dem Original messen. Eine, die das dennoch hinbekommt, ist Absolute Bowie. Ein Konzertbesuch
Von UWE GOERLITZ |
Lesedauer ca. 5 Minuten |
03.04.2025

Vor mehr als neun Jahren starb David Bowie, tourten Absolute Bowie bereits seit 2007 mit ihrer Show, die ein Potpourri vieler seiner Hits und großen Songs bietet. Seit des Meisters Tod am 10. Januar 2016 sind in Großbritannien etliche Bowie-Tribute-Bands hinzugekommen, etwa David Live mit Charlie Fowler als Bowie oder Scott Fowlers Thin White Duke. Doch so konsequent wie Sam O’Neill und dessen Spiders verkörpert keine das Original, wie gestern im Tanzbrunnen zu Köln und zuvor bereits in Berlin, Hamburg, Frankfurt und München zumindest von den Jahrgängen, die ihn noch zu seinen Lebzeiten live erlebt hatten, festgestellt werden konnte. Rund 800 Bowie-Anhänger – generationenübergreifend – fanden sich ein, die meisten angereist aus dem Kölner Raum, aber auch aus anderen nordrhein-westfälischen Regionen und darüber hinaus. „Wir kommen aus Dresden“, sagte ein Fan und wies auf nickend auf eine junge Dame um die zwanzig. „Meine Enkelin ist inzwischen auch Bowie-Fan.“ Er sei ja leider nie in der DDR aufgetreten, aber unterderhand habe man im Westen erschienene LPs bekommen. „Amiga“ habe auch was von ihm gepresst.

O’Neill in Bowies Funkrock-Phase-Outfit | Xiang Chen

Die aus David Bowies umfangreichem Œuvre konzipierte Setlist ist wesentlich den Alben Hunky Dory (1971), The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars (1972), Aladin Sane (1973), Young Americans (1975), Station To Station (1976), Heroes (1977), Scary Monsters (1980) und Let’s Dance (1983) entsprungen. O’Neill (58) wartet mit einer überzeugenden Truppe auf. Bowies langjähriger Gitarrist Mick Ronson (1946-93) wird von Andy Marr würdig vertreten; Drummer Michael ‚Woody‘ Woodmansey, seit 1970 beim Original dabeigewesen, von Alex Face; Bassist Trevor Bolder (1950-2013) von Telegram Sam und der einst bei einigen frühen Alben und Live-Auftritten glänzende Keyborder Rick Wakeman von Alex Paolillo.

Andy Marr, Alex Face | Xiang Chen

Die unter dem Header Greatest Hits laufende Tribute Tour begann im bestuhlten Tanzbrunnen mit der auf Schillers Gedicht An die Freude beruhender 9. Synphonie von Beethoven, im Volksmund Freude schöner Götterfunken, als Intro, bevor die Band auf die Bühne kam und mit Hang On To Yourself loslegte, gefolgt von Suffragette City. Schon da klang an, dass das ein gelungener Abend werden könnte, obwohl die meisten noch saßen. Als The Jean Genie vorgetragen wurde, änderte sich das bei vielen, die noch in der Lage waren, ihr Tanzbein zu schwingen, während die Mehrheit sitzend ihren Oberkörper oder Kopf im Rhythmus bewegte. Womöglich hätten mehr Leute getanzt, wenn ausreichend Platz vor der Bühne gewesen wäre. So aber konzentrierte sich die Tanzgemeinde hinter den letzten Stuhlreihen und den Ausgangsbereichen des Saals.

Alex Paolillo | Xiang Chen

Allein Bowies Stimme zu imitieren, dürfte eine enorme Herausforderung sein, doch O’Neill gelang dieses Kunststück – sieht man von Moonage Daydream und Fashion ab – nahezu durchgehend, sogar bei dem stimmlich eher schwierigen Ziggy-Startdust-Hit Starman und dem vom Album Scary Monsters stammenden Ashes To Ashes. Kein schiefer Ton, stattdessen großes Ohrenkino. Auch Mimik und Gestik stimmten bis ins Detail. Und natürlich auch die Garderobe, die den wechselnden Schaffensperioden Bowies entsprach und auf das Ensemble abfärbte, das seine Perücken nach einer Weile ablegte und in andere Outfits sprang.

Alle stellten ihr Können unter Beweis, wobei Andy Marr und Alex Paolillo zu aller Begeisterung so manches Extra ablieferten. So bei dem Stück Ashes To Ashes, das Marr und Paolillo auf über zehn Minuten ausdehnten, was das Original geradezu in den Schatten stellte und vom Publikum mit mehrfachem Zwischenapplaus honoriert wurde, nachdem zuvor der Refrain mitgesungen worden war. Chris Buratti, der noch vor einigen Jahren Mick Ronsons Part in O’Neills Tribute Band gab, hatte sich ebenfalls in einer Langversion mit einem Solo versucht, sie aber völlig vergeigt. Auch bei China Girl, einem der größten internationalen Bowie-Hits der 1980er Jahre, zeigte Marr seine Klasse, der die von Alex Face und Telegram Sam in nichts nachstand.

| Xiang Chen
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