Europa, speziell Dänemark, in naher Zukunft: der Meeresspiegel im Atlantik steigt und damit auch in Nord- und Ostsee. Die Niederlande stehen bereits teilweise unter Wasser, der Staatshaushalt ist durch die jahrzehntelangen Kosten für Deichbau und sonstigen Küstenschutz hoch verschuldet, das Geld ist alle. Millionen der knapp 18 Millionen Niederländer sind in die geomorphologisch höheren Lagen der EU-Nachbarländer geflüchtet, die an ihre Aufnahmekapazitäten gelangen und daher strikte Einreisebestimmungen und Kontingentierungen vornehmen. Dass die flachen deutschen Nordsee-Inseln und die Küstenbereiche der norddeutschen Tiefebene, die bei einem derartigen Meeresspiegelanstieg Schleswig-Holstein, große Teile Niedersachsens sowie die niederrheinische Region unbewohnbar gemacht und Umsiedlungen sowie Binnenmigration längst eingesetzt hätten, bleibt dramaturgisch allerdings unberücksichtigt. Es geht um Dänemark.
Dessen Regierung ergibt sich der unaufhaltsam fortschreitenden Situation und gibt das Land auf. Die gesamte Bevölkerung soll Dänemark verlassen. Wer es ohne staatliche Evakuierungsmaßnahmen und -unterstützung schafft und über ausreichend Mittel verfügt, hat die freie Wahl unter den aufnahmebereiten Ländern. Wem nicht genügend eigene Mittel zur Verfügung stehen, ist auf die staatliche Hilfe angewiesen. Ihm stehen nur wenige aufnahmebereite Länder zur Auswahl. So Deutschland, Polen, England, Frankreich, Finnland, Norwegen, Schweden sowie Rumänien, das als das unattraktivste gilt.

Im Zentrum des Geschehens steht die Familie des Architekten Jacob. Dessen schwuler Schwager arbeitet im Außenministerium und wohnt mit seinem Ehemann in dessen geerbtem Schloss. Wenige Tage bevor die Regierung die Öffentlichkeit über die Evakuierung informiert, gibt er sein Insiderwissen an Jacob weiter und rät ihm, sein Haus zu verkaufen, da nach der Bekanntmachung die Landeswährung inkonvertibel würde und sich Immobilien in einem bald nicht mehr existierenden Land nicht mehr verkaufen ließen. Jacob verkauft zwar rechtzeitig, fliegt aber auf und steht plötzlich mit wenigen tausend Euro Rücklagen vor dem Nichts. Dem vermögenden Ehemann rückt sein Bruder zuleibe, der seinen Angestellten kein Gehalt mehr zahlen kann. Diese rücken dem hysterischen Ehemann auf die Pelle. Es kommt zu einem Unglück.
Da Jacob Kontakte nach Frankreich hat, will die Familie dort unterkommen. Seine 19jährige Tochter Laura, die als Aushilfskindergärtnerin den kleinen Lucas betreut, der über eine seherische Gabe verfügt, erhält eine Zulassung für die Sorbonne, während ihr halbfinnischer Freund ohne Probleme nach Finnland gehen könnte. Jacobs Ex-Frau Fanny, zu der er aufgrund seiner Tochter ein entspanntes Verhältnis pflegt, ist auf das staatliche Evakuierungsprogramm angewiesen und muss nach Rumanien umsiedeln. Durch Gefühle geleitete und falsch getroffene Entscheidungen geraten alle Protagonisten in Turbulenzen und sehen sich mit unerwarteten Problemen konfrontiert. Laura entscheidet sich, ihrer Mutter nach Rumänien zu folgen, verpasst aber das Schiff. Sie begibt sich in die Hände von Schleppern und tritt damit eine Odyssee an, die sie unter Lebensgefahr durch Russland und Polen führt, während Jacob mit Frau Amalia und Kleinkind in Paris auf Hindernisse stoßen, die sich zu existentiellen Schwierigkeiten ausweiten. Lauras Freund macht sich auf die Suche nach Laura und gerät in einen Hinterhalt, der sein Vorhaben beendet. Nichts gelingt wie geplant. Europa macht dicht, während Dänemark zu einem gigantischen Offshore-Windpark umgebaut werden soll.
Es ist keiner der üblichen Katastrophenfilme. Stattdessen ein fast 400 Minuten langes Elaborat des Unvorbereitetseins und der Naivität – niemand hat einen Plan B für die voraussehbar gewesene Situation -, die sich exemplarisch innerhalb Jacobs Familie und ihrer gehobenen sozialen Umgebung offenbart. Vinterberg, der das Drehbuch gemeinsam mit Bo Hr. Hansen verfasst hat, mischt wie in seinem Film Der Rausch (2020) deren heile Welt auf. Thematisch ist es alter Wein in neuen Schläuchen, der mit 60 Minuten weniger Schlauchlänge verlustfrei hätte auskommen können.

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