Er ist eine der Koryphäen auf dem Gebiet der fossilen Spuren, die wirbellose (Invertebrata) und Wirbeltiere (Vertebrata), Gliederfüβer (Arthropoda) und Trilobiten lange vor unserer Zeit hinterlassen haben. Adolf Seilacher, 1925 geboren, Paläontologe, hat in vielen Regionen der Welt – in Wüstenzonen, in Sedimenten ehemals von Meerwasser bedeckten Regionen, in Fluss- und Tiefseesedimenten – nach Spuren, Mustern und Resten dieser urzeitlichen Lebewesen gesucht und viele gefunden. Als ein Meister der Biostratigraphie und Paläoökologie hat er sie identifiziert und zeitlich wie auch spezifisch zugeordnet. Nun hat der Emeritus nach einer Vielzahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen und einer wissenschaftlichen Karriere par excellence ein Werk – in englischer Sprache – vorgelegt, das er nicht als Lehrbuch verstanden wissen mag, sondern als „Kursbuch“. Man könnte es auch als Handbuch bezeichnen. Wie er im Vorwort sagt, sei die Intention „nicht, Wissen zu vermitteln, sondern Fertigkeiten.“
So lernt der interessierte Leser allein schon durch die vielen Abbildungen, groβenteils vom Autor selbst gezeichnet, Ichnogramme den entsprechenden Kreaturen zuzuordnen. Die Fuβabdrücke des Ctenosauriers gehören ebenso dazu wie die Flossenbewegungen von Fischen oder Amphibien, die teils Flechtmuster aufweisen, teils Wellen- und Kurvenmuster. Auch die winzigen Spuren kleinster Arthropoden stellt Seilacher dar, und wie beim Menschen und heutigen den Boden berührenden Lebewesen, erkennt man deren Muster. Neben den jeweils kompakt verfassten und strikt Bezug nehmenden Texten zu den zahlreichen Abbildungen visualisiert der Autor ebenso eindrucksvoll hinterlassene Spuren der Kreaturen auf unterschiedlichen Substraten. Verkrusteter bzw. verbrannter Wüstensand ist dabei genauso eines wie etwa Buntsandstein oder Sedimentgestein.
Seilacher, der in Tübingen unter Otto Schindewolf studierte und promovierte sowie dessen Nachfolger am Lehrstuhl wurde, in Bagdad, Frankfurt a. M., Göttingen und Baltimore lehrte und zwölf Jahre Professor in Yale war, hat sich auch der Mühe hingegeben, nach jedem Kapitel dieses Buches umfangreiche bibliographische Angaben zu machen. Auch hat er, wie in dieser Disziplin üblich, durchgehend die lateinischen Nomina der Spezies verwendet. Ungeübten dieser Sprache, wie auch des Englischen nicht so Mächtigen, dürfte die Lektüre daher nicht leichtfallen. Es ist ein Buch, das weder Studenten noch Dozenten und Forscher dieses Faches missen sollten. Es vermittelt Fertigkeiten, ist informativ und lehrreich. Salopp gesagt: ein Handbuch für Spurenleser auf hohem Niveau.
Adolf Seilacher: Trace Fossil Analysis. Mit 118 Abbildungen/Illustrationen. Hardcover, broschiert, 230 S.; ISBN 978-3-540-47225-4. Springer, Heidelberg, 2007

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