Carroll Quigley war Professor für Geschichte an der Foreign Service School der Georgetown Universität (Washington) und unterrichtete zuvor in Princeton und Harvard. Er forschte in den Archiven Frankreichs, Italiens und Englands. Quigley ist der Autor von Evolution of Civilizations. Als Mitherausgeber von Current History sowie als Dozent und Berater für öffentliche und halböffentliche Institutionen war er sehr gefragt. Er war Mitglied der American Association for the Advancement of Science, der American Anthropological- und der American Economic Association, wie auch verschiedener anderer Verbände.
Seit 1951 war er Dozent für Russische Geschichte am Industrial College of the Armed Forces und seit 1961 auch für Afrikanische an der Brookings Institution. Darüber hinaus unterrichtete er am U.S. Naval Weapons Laboratory, am Foreign Service Institute of the State Department und am Naval College in Norfolk, Virginia. 1958 war er Berater beim Congressional Select Committee, das die NASA implementierte. Er hatte nach 1957 meinungsbildend im Bereich Geschichte bei der Smithsonian Institution mitgewirkt. Im Sommer 1964 ging er als Berater für das Projekt Seabed, das zum Inhalt hatte, die amerikanischen Waffensysteme nicht nur zu visualisieren, sondern auch ihre herausragende Stellung zu kommunizieren, zur Navy Post-Graduate School in Monterey, Kalifornien. 1977 verstarb Quigley.
Tragedy & Hope beschreibt die Jahre 1895-1950 – die deutsche Ausgabe reicht nur bis ins Jahr 1939 – als eine Periode der Transition einer von Europa dominierten Welt im 19. Jahrhundert hin zu einer von drei Blöcken im 20. Jahrhundert. Nüchtern, weitsichtig und eindringlich analysiert Quigley das Wesen der Transition durch zwei Weltkriege und die weltweite Depression der frühren 1930er Jahre. Als interpretatorischer Historiker unternimmt er den Versuch, jedes Ereignis in seiner umfassenden Komplexität und seines historischen Kontexts darzustellen. Das Ergebnis eine in vieler Hinsicht bemerkenswerte, einzigartige Arbeit. Sie zeichnet das Bild einer Welt unterschiedlicher kultureller Einflussparameter und deren Wechselwirkungen; sie zeigt umfangreicher als in jeder anderen Arbeit den Einfluss von Wissenschaft und Technologie aufs menschliche Dasein, und sie erläutert in beispielloser Klarheit, wie die komplizierten Finanz- und Geschäftsmodelle des Westens vor 1914 die Entwicklung unserer heutigen Welt maβgeblich mitgestalteten.

Auf 1350 Seiten wird die Weltgeschichte von 55 Jahren beschrieben. Jahre, die durchaus als bahnbrechende seit der Erfindung der Dampfmaschine bezeichnet werden dürfen. Quigleys Werk wird wohl vielen Senior-Historikern bekannt sein, doch ob es auch Einfluss auf ihre Arbeiten hatte, ist im Einzelnen nicht überliefert. In den beiden die beginnenden 1990er Jahre beherrschenden Geschichtswerken des britischen Historikers Paul Kennedy (Aufstieg und Fall der groβen Mächte – Ökonomischer Konflikt und militärischer Wandel von 1500 bis 2000; und In Vorbereitung auf das 21. Jahrhundert), zum Beispiel, findet es keinerlei Erwähnung. Auch in vielen anderen Werken, die mit dem Anspruch antreten, uns die politische Welt zu erklären, wird der Autor gerne unterschlagen. Das mag zum einen daran liegen, dass Quigley eine andere Sicht der Dinge zu Papier gebracht hat, eine Sicht, die uns herausforderte, unser Verständnis und unsere Sicht, die auf Beigebrachtem und Gelerntem fuβt, einer Revision zu unterziehen; zum anderen mag es daran liegen, dass die fulminante Schrift derart ernüchternd ist, dass die Entblöβung für manchen gestandenen Historiker nicht zumutbar wäre.
Kann sein, was nicht sein soll? Quigley war sicher einer der ganz groβen Makro-Historiker und hatte – und hat offenbar noch immer – seine Anhängerschaft, darunter den ehemaligen amerikanischen Präsidenten Bill Clinton. Wie so oft haben es derartige Wissenschaftler schwer, ihr wesentliches Werk durchzusetzen, denn nicht selten polarisiert es. Wer einen Blick hinter die Kulissen der Weltgeschichte werfen und seine Sicht der Dinge gegebenenfalls einer Korrektur unterziehen will, kommt an diesem Werk, das kurz nach Erscheinen im Jahre 1966 schnell wieder vom Markt genommen wurde, nicht vorbei.
Carroll Quigley: Tragedy & Hope. A History Of The World In Our Time. Hardcover, 1350 S., ISBN 0-945001-10-X. GSG & Associates, Rancho Palos Verdes, Ca., USA, 1998

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