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AUSGEGRABEN | Ellery Queen

Amerikanischer Sherlock Holmes

Krimifans schätzen die längst verstorbenen Autoren Frederick Dannay und Manfred Bennington Lee und ihre legendäre Figur Ellery Queen
Von LIZ BREMER |
Lesedauer ca. 2 Minuten |
01.09.2013

Buck Horne war ein gefeierter Westernheld in Hollywoods Filmzirkus der frühen 1930er Jahre, bevor er seinen Job verlor. Auf und mit dem Pferd kann er so ziemlich jeden Stunt und jedes Kunststück und findet ein Engagement in einer Rodeo Show in New York City, während der er vor Publikum erschossen wird. Eine Sache für den Gentleman- und Amateur-Ermittler Ellery Queen, Sohn des New Yorker Inspektors Richard Queen. The American Gun Mystery ist der sechste von neun unter dem Attribut “Mystery” zwischen 1929 und 1935 erschienenen Krimis¹ der Cousins Dannay (1905-82) und Bennington Lee (1905-71). Die Art ihrer Titelgebung prägte spätere Autoren, etwa Robert Ludlum (The Bourne Identity; The Gemini Contenders; The Chancellor Manuscript). Wie zu jener Zeit üblich, heute bei Romanautoren etwas aus der Mode gekommen, sind die Ellery-Queen-Krimis dialogintensiv.

Die Cousins führten erstmals erfolgreich eine literarische Form ein, die damals wie heute ungewöhnlich erscheint, indem sie unter dem Pseudonym Ellery Queen schrieben und den Autorennamen ihrer Hauptfigur gaben. Auf diese Weise vermittelten sie dem Leser, die Figur schreibe selbst, wodurch die Story an Authentizität gewinnt und ihm ein tieferes Eintauchen in die Geschehnisse erlaubt, als das bei rein auktorialer Erzählerstimme der Fall sein könnte. Der Autor Ellery Queen ist mittendrin, statt nur dabei. Er ermittelt.

In den USA genießen die Krimis von und mit Ellery Queen ungefähr den gleichen Stellenwert wie die Sherlock-Holmes-Geschichten von Arthur Conan Doyle in Großbritannien, wie auch Queens Domizil in der West 87th Street in New York City im Vergleich mit Holmes‘ in Londons Baker Street. Kultstatus also. Auf 25 Ellery-Queen-Krimis hatten es Dannay und Bennington Lee bis Ende der 1950er Jahre gebracht, bevor Ermittler und Pseudonym sozusagen in den Ruhestand gingen. Die Cousins allerdings noch nicht. Sie arbeiteten noch wenige Jahre weiter, teils mit dem Autor Avram Davidson (1923-93) als Ghostwriter, teils mit dem unter Pseudonym schreibenden Theodore Sturgeon (Edward Hamilton Waldo, 1918-85), bevor sie sich endgültig zur Ruhe setzten.

¹ Ellery Queens „Mystery“-Krimis: The Roman Hat Mystery, 1929; The French Powder Mystery, 1930; The Dutch Shoe Mystery, 1931; The Greek Coffin Mystery, 1932; The Egyptian Cross Mystery, 1932; The American Gun Mystery, 1933; The Siamese Twin Mystery, 1933; The Chinese Orange Mystery, 1934; The Spanish Cape Mystery, 1935

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